Sprachgrenzen sprengen

Sicher ist Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, auch schon aufge­fallen, dass in Werbung und Marketing englische Schlag­wörter – Buzzwords – sehr häufig vorkommen.

Der produktive Umgang mit Sprache ist in diesen Bereichen gang und gäbe. Manchmal klingen diese Claims von Unter­nehmen ziemlich ungelenk und sperrig: etwa Ticket Counter oder Human-Resources Department.

In der Wissen­schaft werden Wörter aus einer anderen Sprache oft kursiv gesetzt, um den beson­deren Gebrauch  als Fachwort zu markieren. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass solche Entleh­nungen die Aufmerk­samkeit des Lesers erhöhen, aber auch den Fluss eines Textes stören können.

Insgesamt sind Landes­sprachen schon immer durch Ihren Austausch mit anderen Sprachen geprägt und diese Flexi­bi­lität ist ein Zeichen ihres Vermögens und ihrer Möglichkeit zur präzisen Erwei­terung des Vokabulars.

Neben engli­schen Begriffen ist es auch manchmal passend in Texten Ausdrücke anderer Fremd­sprachen zu verwenden. Auch hier gilt: Leser eines Textes sollten diesem ohne Mühe folgen können.

Denken Sie beim nächsten Einkauf daran, wovon Sie wie selbst­ver­ständlich reden können –  von Joghurt (türkisch), Mokka (arabisch), Soja (japanisch), Oregano (italie­nisch / spanisch), Curry (tamilisch),  Ananas (portu­gie­sisch / indigen südame­ri­ka­nisch), Bagel (jiddisch) und so weiter.

Übertragen oder Neuerzählen?

In Deutschland ist fast jedes zweite Buch in der Belle­tristik eine Übersetzung (*). Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, geben der Lesege­mein­schaft also einen enormen Input und tragen einiges an Verant­wortung. Aber was macht eine Übersetzung eigentlich aus?

Für Litera­tur­über­set­zungen scheint die Antwort klar: Hier gilt man als Urheber eines neuen Textes. Ein übersetztes Buch soll genauso viel Spaß machen wie das Original und erzählt daher in gewisser Weise eine eigene Geschichte.

Oft befindet sich ein Überset­zungstext in der Spannung zwischen Authen­ti­zität und kreativer Erzähl­kunst. Litera­rische Übersetzer müssen sich mit den sprach­lichen Ausdrucks­ebenen des „Mutter­textes“ bestens auskennen und sind daher Kulturexperten!

Wie ist das aber bei Gebrauchs­texten – also, zum Beispiel, Betriebs­an­lei­tungen oder Fachar­tikel? Der Übertra­gende muss hier die jeweilige Termi­no­logie präzise treffen und genaue Entspre­chungen finden. 

Dennoch sind Sprachen immer lebendig, verändern sich stets und Ausdrücke neigen und biegen sich, wenn man sie verwendet – auch Fachüber­set­zende müssen Struktur und Bedeu­tungen bändigen können und folgen am Ende den eigenen Abwägungen und Einfällen.